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Hausmeister rules

Olesja Reiser Grafikdesign

Heute erzähle ich euch die Geschichte von meinem Hausmeister. Er ist derjenige, den ich immer anrufe, wenn es in meiner Wohnung mal wieder anderes aussehen soll. Klar, handwerklich kann er alles – ich habe den Kopf nur voller Ideen und einen Hammer als Werkzeug. Und Zähne. Zähne habe ich, passen alle gar nicht in den Mund. Sind aber bei Verhandlungen hilfreich.

Wenn er ankommt wundert er sich über das, was gemacht werden muss. Meistens habe ich neue Möbel gekauft, die aufgebaut werden sollen. Und die alten sollen halt weg. Wie weg? Ja, weg. Und dann? Ja, verkaufe ich dann später, Fotos sind schon gemacht. Er schüttelt seinen Kopf und sagt “So kann man nicht leben”. Das wiederholt er dann sehr oft in Folge und meint damit die Wohnung, und das gesamte Haus. Ich verrate euch jetzt ein Geheimnis, welches keines ist: Ich wohne auf 30 Quadratmetern. Diese Fläche ist auch nicht so klug konzipiert, wie es ein Tiny-Haus Hersteller tun würde. So übernehme ich das an dieser Stelle und baue immer neue Konzepte mit neuen Möbeln.

In meinem Kopf und mit finanziell unbegrenzten Freiheiten, hätte ich das Schlafzimmer schon in die Küche gebaut und alle Anschlüsse neu gemacht. Oder vorhandene Zwischenwände rausgerissen, bodentiefe verspiegelte Fenster reingesetzt, in die Mitte ein Bett platziert, welches sanft in eine Badewanne übergeht. Habe ich mal in einem Berliner Hotel gesehen, hehe. Und ja, ich könnte mir auch mit sehr viel mehr Geld vorstellen weiterhin hier zu wohnen und ich sage euch jetzt auch warum.

Fotografie Layout Olesja Reiser
Coverfotografie Olesja Reiser Küche

 

Tatsache ist, dass große Wohnungen wenig zum Glück beitragen, ahnen wir ja. Meine Eltern haben sich eine Riesenhütte gebaut und haben kaum Kontakte zur Außenwelt. Mit meinen Ex-Partnern habe ich auch auf viel Raum gelebt und wollte dennoch nicht weiter mit ihnen zusammen sein. Zum Beginn der Pandemie zog ich in die aktuelle Wohnung. Hier begann das große Aufräumen, allein schon aus Platzgründen. Irgendwann übernahm das Verhalten komplett alle Bereiche, auch aufgrund der Tatsache, dass ich nicht mehr so viele Gegenstände besaß, um die ich mich kümmern musste. Ich wurde strukturierter im Arbeiten, Sport und Essen. Was krass essentiell für mich ist, denn ich bin lange Zeit krank gewesen. Ich habe sogar ein blödes Testament geschrieben, weil man das mit 40 mal schreiben soll. Listen zu erstellen bedeutet für mich inzwischen auch sie abzuarbeiten, weil sonst der Raum dafür nicht ausreicht. Nur für die Arbeitssachen und wenn ich Ausstellungen vorbereite wird es eng, aber da habe ich schon mehrere Kellerräume von Nachbarn gekapert 😎

Das juckt alles meinen Hausmeister nicht. Er schüttelt beständig den Kopf. Ich sehe mich auch nicht in Erklärungsnot, wundere mich nur zurück wie fest etwas in seinem Kopf verankert ist. Manchmal ist das so, dass man glaubt es geht nicht anders. Im beruflichen zumindest sage ich mir oft: Ich muss kurz darüber nachdenken, ich komme schon noch auf die Lösung. Hast du manchmal auch Denkblockaden? Schreib mir.

Illustration Olesja Reiser Oneliner